P. Patrick Ledergerber - Grosse Orgel Engelberg Josef Rheinberger zitiert in der 4. Sonate den „Tonus Peregrinus“. Im 1. Satz, der als Präludium zu bezeichnen ist, sind diese gregorianischen Zitate teils akkordisch, teils über wellenartigen Triolenbewegungen eingebettet in einen orchestralen Satz klassischer Prägung. In César Franck findet die französische Romantik den hervorragenden Vertreter. Er gilt als grösster Orgelkomponist Frankreichs im 19. Jahrhundert. Sein Pièce héroïque ist ein phantasievolles Werk, das drei Melodien ohne satztechnische Konsequenz miteinander verbindet. Es wirkt daher wie eine freie Improvisation, stellt aber doch eine überzeugende Formfolge vor. François Couperin entstammte einer weitverzweigten Musikerfamilie und wurde deren bedeutendster Spross. Seine zweite Orgelmesse für den Gebrauch in den Klöstern umfasst insgesamt 21 einzelne Stücke. Hier sind die ersten fünf des Kyrie aufgezeichnet. Johann Sebastian Bach ist der Vollender der polyphonen Ausdrucksweise. Mit der Triosonate d-moll zeigt sich die Orgel auch als ein geeignetes Instrument für Kammermusik.Das Choralvorspiel Nun komm, der Heiden Heiland gehört in die Reihe der 18 Leipziger Choräle. Er bringt einen reichverzierten Cantus firmus im Sopran und einen ebenso reichen imitativen Alt und Tenor über ruhigen Bassschritten.Bei Präludium und Fuge in c-moll ist es nicht gesichert, ob die beiden Sätze ursprünglich zusammengehören und ob sie in der gleichen Periode von Bachs Schaffen entstanden sind. Der Gegensatz des prachtvollen Präludiums, das der Form des ersten Satzes eines Konzertes entspricht, und der schlichteren Fuge könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Fuge früher komponiert wurde.*
Die Grosse Orgel der Klosterkirche Engelberg ist die grösste Orgel der Schweiz. Sie wurde 1877 mit drei Manualen und 50 Registern von Friedrich Goll, Luzern, gebaut und 1927 von dessen Söhnen auf vier Manuale und 135 Register erweitert. 1993 wurde sie durch Orgelbau Graf AG, Sursee, einer umfassenden Renovation unterzogen unter Wahrung des Pfeifenmaterials und der pneumatischen Taschenladen. Das gesamte Orgelwerk umfasst heute 137 Register mit insgesamt 9097 Pfeifen, verteilt auf vier Manuale und ein Pedalwerk. Die grösste Pfeife misst 9,06 Meter, die kleinste ist 5 mm lang. Ein Ventilator mit 150 mm WS Druck liefert den Wind für die beiden Hauptbälge. Weitere 9 Regulierbälge im Orgelinnern sorgen für differenzierten Winddruck der einzelnen Teilwerke. Der neue Spieltisch ist mit einer elektronischen Setzeranlage ausgerüstet. Speziell für diese Orgel wurde 1998 durch Labor G.A., LABORANTES.COM, Zürich, eine computergesteuerte Aufnahme- und Playback-Anlage konstruiert. Sie erlaubt die exakte Dokumentation, automatische Wiedergabe und allenfalls Bearbeitung des Organistenspiels inklusive aller Registerwechsel zur Klangoptimierung. Diese Technik wurde auch bei der vorliegenden Aufnahme eingesetzt
Pater Patrick Ledergerber (*1961) ist Benediktiner der Abtei Engelberg. Er machte seine philosophischen und theologischen Studien an der theologischen Fakultät des Klosters Einsiedeln und an der Universität in Freiburg im Breisgau. Er arbeitet heute als Internatspräfekt und Lehrer an der Stiftsschule Engelberg. Seit 1989 ist er – mit Unterbrechung – an der kirchenmusikalischen Fakultät der Musikhochschule Luzern immatrikuliert. |